
"Die Botschaft, die ich bringe, heisst Liebe.
Die Wahrheit die ich gebe, ist das Wissen um das EINE hinter dem Vielen."
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Oberflächlicher Glaube an Gott
Die meisten Menschen haben keine Ahnung vom wahren Sein Gottes und sind deshalb wenig interessiert an Ihm. Andere bekennen sich unter dem Einfluss der Tradition zu dieser oder jener Religion und übernehmen den Glauben an die Existenz Gottes aus ihrer Umgebung.
Ihr Glaube ist gerade stark genug, um sie an gewisse Rituale, Zeremonien oder Gebote zu binden, und besitzt selten jene Vitalität, die nötig ist, um eine radikale Änderung der gesamten Einstellung zum Leben herbeizuführen. Noch andere, die der Philosophie zugetan sind, neigen dazu, entweder auf Grund ihrer eigenen theoretischen Betrachtungen oder auf Grund von Aussagen anderer die Existenz Gottes zu bejahen. Für sie ist Gott bestenfalls eine Hypothese oder ein intellektuelles Konzept.
Solch lauwarmer Glaube kann an sich allein niemals ausreichen, um jemanden zu einer ernsthaften Suche nach Gott zu bewegen.
Menschen dieser Glaubensart kennen Gott nicht aus eigener Erfahrung, und so ist Gott für sie nicht Gegenstand innigen Sehnens oder Strebens.
Der wahre Gottsucher beharrt auf persönlicher Erfahrung
Ein wahrer Gottsucher gibt sich nicht zufrieden mit dem, was ihm über die geistigen Realitäten vom Hörensagen bekannt ist, noch auch befriedigt ihn ein rein abgeleitetes Wissen. Für ihn sind die geistigen Realitäten nicht Gegenstand eitlen Denkens. Die Bejahung oder Verneinung dieser Realitäten hat für sein inneres Leben entscheidende Folgen. Deshalb beharrt er ganz natürlich auf unmittelbarem Wissen über sie.
Dies veranschaulicht eine Geschichte aus dem Leben eines großen Weisen.
In seinen jungen Jahren unterhielt sich dieser einst mit einem Freund, der auf dem geistigen Pfad bereits ziemlich weit fortgeschritten war, über die Grundfragen des Daseins. Während des Gesprächs wurde ihre Aufmerksamkeit auf einen Leichnam gelenkt, der eben vorbeigetragen wurde. "Dies ist das Ende des Leibs, aber nicht der Seele", bemerkte der Freund. "Hast du die Seele gesehen?", fragte der Jüngling. "Nein", antwortete der andere. Der junge Mann blieb skeptisch in bezug auf die Seele, denn er beharrte auf persönlicher Erfahrung.
Der Gottsucher hält sich offen für das Unbekannte
Während sich der Gottsucher nicht zufriedengeben kann mit Wissen aus zweiter Hand oder bloßen Mutmassungen, verschliesst er sich auch nicht der Möglichkeit, daß es geistige Realitäten geben könnte, die noch nicht in seinen Erfahrungsbereich getreten sind. Mit anderen Worten, er ist sich der Begrenztheit seiner eigenen individuellen Erfahrung bewußt und steht davon ab, dieselbe zum Maßstab des schlechthin Möglichen zu machen. Er hält sich offen für alles, was jenseits seines eigenen Erfahrungsbereiches liegt. Obwohl er es nicht auf bloßes Hörensagen hin bejaht, verfällt er nicht in den entgegengesetzten Irrtum, es von vornherein zu leugnen.
Die Begrenztheit individueller Erfahrung neigt dazu, den geistigen Horizont einzuengen, sodass ein Mensch zur Überzeugung kommt, es gebe keine Wirklichkeit ausser jener, der er in seiner begrenzten Erfahrung begegnet ist. Meist aber wird irgendein Geschehnis in seinem eigenen Leben dafür sorgen, daß er aus diesem dogmatischen Bannkreis ausbricht und sich einer breiteren Schau öffnet.
Die Geschichte vom unerkannten Prinzen
Dies möge eine weitere Episode aus dem Leben jenes Weisen veranschaulichen, der seinem weltlichen Stand nach ein Prinz war.
Einige Tage nach dem vorgängig erwähnten Gespräch ritt er aus und begegnete unterwegs einem Wanderer. Da der Mann seinem Pferd den Weg versperrte, befahl ihm der Prinz, sich hinwegzuheben. Der Wanderer weigerte sich, und so stieg der Prinz vom Pferd. "Wer bist du?"
fragte der Wanderer. "Ich bin der Prinz", antwortete jener würdevoll. "Ich aber kenne dich nicht als den Prinzen", sagte der andere, "und ich werde dich auch nicht eher als solchen anerkennen, als ich sicher weiß, daß du es bist."
Diese Begegnung erweckte den Jüngling zur Erkenntnis, daß es Gott geben könnte, obwohl er Ihn nicht aus persönlicher Erfahrung kannte, war doch auch er selbst tatsächlich der Prinz, obwohl der Wanderer ihn nicht aus eigener Erfahrung als solchen kannte. Nun da er sich der Möglichkeit der Existenz Gottes geöffnet hatte, machte er sich an die Aufgabe, diese Frage im Ernst zu ergründen.
Der Weltmensch kümmert sich nicht um Gott
Entweder gibt es Gott, oder es gibt Ihn nicht. Gibt es Ihn, so ist die Suche nach Ihm vollauf gerechtfertigt. Gibt es Ihn nicht, so verliert man nichts, wenn man Ihn sucht. Doch im allgemeinen begibt sich der Mensch nicht aus freien Stücken und freudigen Sinns auf eine echte Suche nach Gott.
Er muß dazu getrieben werden durch Leiden an den Dingen der Welt, die ihn locken und umgarnen und von denen er sein Gemüt nicht abzuwenden vermag. Der gewöhnliche Mensch ist ganz in Anspruch genommen von seinem Tun in der physischen Welt. Er schreitet unablässig durch ihre mannigfaltigen Erfahrungen von Freude und Schmerz, ohne das Vorhandensein einer tieferen Wirklichkeit auch nur zu ahnen.
Sein ganzes Trachten ist darauf gerichtet, sich Sinnesfreuden zu verschaffen und Leiden aller Art zu vermeiden.
Krisen, die zur Besinnung bringen
"Iss, trink und sei vergnügt," lautet die Devise des Weltmenschen, doch trotz dieser unablässigen Suche nach Genüssen kann er Leiden nie ganz vermeiden. Gerade dann, wenn es ihm gelingt, sich die begehrten Sinnesgenüsse zu verschaffen, empfindet er oft Überdruss daran.
Während er so die alltägliche Runde bunter Erfahrungen durchläuft, kann es geschehen, daß er sich zu fragen beginnt: "Was soll das alles?"
Der Anlaß zu solchem Besinnen kann ein widriges Ereignis sein, auf das der Mensch innerlich nicht gefasst war. Es kann die Zerstörung
einer zuversichtlichen Erwartung sein oder eine bedeutsame Änderung seiner Lage, die eine gänzliche Neuanpassung, die Preisgabe gewohnter Denk-‐ und Handlungsweisen erfordert. Meist entstehen solche Krisen aus der Nichterfüllung eines tiefwurzelnden Begehrens.
Mündet ein solches Begehren in eine Sackgasse, sodass nicht die geringste Aussicht mehr besteht, das Begehrte je zu erlangen, erleidet die Person einen derartigen Schock, daß sie die Lebensweise, die sie bisher fraglos bejaht hatte, nicht länger hinnehmen kann.
Verzweiflung kann zerstörerisch oder aber schöpferisch sein Unter solchen Umständen kann ein Mensch zu äusserster Verzweiflung getrieben werden, und wenn die ungeheure Kraft, die durch diese innere Krise geweckt wird, ungebändigt und ungesteuert bleibt, kann sie sogar zu ernsten Gemütsstörungen oder Selbstmordversuchen führen. Katastrophen dieser Art überfallen jene, in denen Verzweiflung mit Unbesonnenheit
einhergeht, denn sie lassen dem aufsteigenden Impuls freien und vollen Lauf. Die ungezügelte Kraft der Verzweiflung kann nur Zerstörung wirken
Die Verzweiflung eines besonnenen Menschen unter gleichartigen Umständen ist in ihrer Wirkung völlig anders, weil die Energie, die sie freisetzt, in einsichtiger Weise gezügelt, angeschirrt und einem Zweck zugeführt wird. In einem solchen Zustand göttlicher Verzweiflung fasst ein Mensch den bedeutsamen Entschluss, den Sinn des Daseins zu ergründen und zu verwirklichen. So beginnt eine echte Suche nach Werten, die Bestand
haben. Fortan lautet die brennende Frage, die durch nichts mehr zum Verstummen gebracht werden kann: "Wohin führt alles?"
Göttliche Verzweiflung – der Anfang geistigen Erwachens
Wenn die mentalen Kräfte eines Menschen solcherart auf die Ergründung des Daseinszwecks gerichtet sind, setzt er die Macht der Verzweiflung schöpferisch ein. Er kann sich nicht länger zufriedengeben mit den flüchtigen Dingen dieser Welt und stellt die alltäglichen Werte, die er bisher kritiklos hingenommen hatte, von Grund auf in Frage. Sein einziger Wunsch ist, um jeden Preis die Wahrheit zu finden, und dieser Wunsch lässt ihn
unzufrieden sein mit allem, was nicht die Wahrheit selbst ist. Göttliche Verzweiflung ist der Beginn geistigen Erwachens, weil sie das Sehnen nach
Erfahrung der Wirklichkeit Gottes hervorbringt. Im Zustand göttlicher Verzweiflung, wenn alles zusammenzubrechen scheint, entschliesst sich der Mensch, jedes Risiko auf sich zu nehmen, um Gewissheit zu erlangen darüber, was an Sinn für sein Leben hinter dem Schleier liegt.
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Gott oder nichts
Alle üblichen Tröstungen haben ihn verlassen, und dennoch weigert sich seine innere Stimme, sich mit der Folgerung abzufinden, das Leben entbehre jeden Sinns. Wenn er nicht eine verborgene Wirklichkeit postuliert, der er bis dahin nicht begegnet ist, dann gibt es
überhaupt nichts, wofür sich zu leben lohnt. Er sieht nur zwei Möglichkeiten – entweder gibt es jene verborgene geistige Wirklichkeit,
die die Propheten als Gott bezeichnet haben, oder alles ist sinnlos. Die zweite Möglichkeit ist für die gesamte menschliche Persönlichkeit schlechthin unannehmbar. Deshalb muß er die erste Möglichkeit erkunden. So wendet sich der Mensch zu Gott, wenn er in seinem weltlichen
Dasein in die Enge geraten ist.
Die Suche nach dem Pfad
Da es keinen unmittelbaren Zugang gibt zu jener verborgenen Wirklichkeit, die er postuliert, sucht er vorerst in seiner gewohnten Erfahrung nach möglichen Zugängen zu einem sinnvollen Jenseits. Er wendet sich zurück zu seinen Alltagserfahrungen, um Aufschlüsse zu finden über den Pfad. Dies bringt mit sich, daß er alles unter einem neuen Blickwinkel betrachtet und jede Erfahrung einer Neubewertung unterzieht. Er begnügt sich nun nicht mehr, Erfahrungen zu haben, sondern ihre geistige Bedeutung zu ergründen. Was ihn fortan interessiert, ist nicht bloss, wie eine Erfahrung ist, sondern was sie bedeutet auf der Wanderung zu jenem verborgenen Ziel des Daseins.
Durch dieses sorgfältige Neueinschätzen der Erfahrung gelangt er zu einer Einsicht, die ihm vor dem Aufbruch zu seiner Suche versagt war.
Das Leben als Experiment
Solche Neubewertung der Erfahrung bedeutet eine Mehrung geistiger Weisheit, und jede Mehrung geistiger Weisheit bewirkt zwangsläufig eine Änderung in der allgemeinen Einstellung zum Leben. So bringt selbst rein intellektuelles Suchen nach Gott – der verborgenen geistigen Wirklichkeit – einen Widerhall im Alltagsdasein eines Menschen. Sein Leben wird nun zu einem echten Experiment mit den geistigen Werten, die er wahrgenommen hat.
Das Finden Gottes – ein Kommen zu sich selbst
Je weiter der Suchende dieses intelligente und zielgerichtete Experiment mit seinem eigenen Leben vorantreibt, desto tiefer wird sein Verständnis des wahren Sinns des Daseins. Durch die vollständige Wandlung seines Inneren gelangt er letztlich zur Wahrnehmung des Lebens, so wie es ist, in seiner wirklichen Bedeutung. In der klaren und ruhigen Schau des wahren Wesens und Werts des Lebens erkennt er, daß Gott, den er so verzweifelt suchte, kein Fremdling ist, keine verborgene und aussenstehende Wesenheit. Er ist die Wirklichkeit selbst und nicht eine Hypothese.
Er ist die mit ungetrübtem Blick geschaute Wirklichkeit, von der er selbst ein Teil ist und in der er von jeher sein ganzes Wesen hatte, mit der er in Wahrheit identisch ist. So findet er, der ausgezogen war, ein völlig Neues zu suchen, in Wahrheit zu einem neuen Verstehen eines Uralten. Die geistige Reise besteht nicht darin, an einen neuen Ort zu gelangen, wo der Wanderer gewinnt, was er nicht hatte, oder wird, was er nicht war. Sie
besteht in der Auflösung seines Nichtwissens um sich selbst und das Leben und im allmählichen Reifen jener Einsicht, die mit dem geistigen Erwachen beginnt. Das Finden Gottes ist ein Kommen zum eigenen wahren Selbst.
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Eine Überlieferung von Meher Baba:
Es kommt die Zeit, da die Menschen innig danach streben werden, sich dem Avatar (Gottmenschen) zu nähern,
der die Verkörperung der Wahrheit ist und der sie inspirieren und zu geistiger Einsicht emporheben kann.
Sie werden die Führung annehmen, die auf göttlicher Autorität beruht.
Das Ausgießen Göttlicher Liebe allein vermag geistiges Erwachen herbeizuführen.
In diesen kritischen Zeiten weltweiten Leidens werden die Menschen allmählich bereit,
sich ihrem wahren Selbst zuzuwenden und dem Willen Gottes zu folgen. Göttliche Liebe wird das höchste Wunder
vollbringen, die Herzen der Menschen für Gott zu öffnen und ihnen damit zu wahrem und unvergänglichem Glück verhelfen.
Sie wird das höchste Bedürfnis und Sehnen der Menschheit erfüllen. Die Gottesliebe wird die Menschen in
ihren gegenseitigen Beziehungen selbstlos und hilfsbereit werden lassen und die endgültige Lösung aller Probleme bringen.
Sie wird eine neue Brüderlichkeit auf Erden herbeiführen und die Nationen in der Gemeinschaft
der Liebe und Wahrheit zusammenschließen.
Um dieser Liebe und dieser Wahrheit willen bin ich gekommen.
Der leidenden Menschheit sage ich: Hoffet!
Ich bin gekommen euch zu helfen, euch dem Werk Gottes zu übergeben und
euer Herz der Gnade Seiner Liebe und Wahrheit zu öffnen. Ich bin gekommen, um euch zu helfen,
den Sieg aller Siege zu erringen – euer wahres Selbst.
Meher Baba
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Jüngerschaft ist ein lebenswichtiges Band
Wenn sich ein geistiger Anwärter willentlich einem Vollkommenen Meister anschliesst, so sagt man von ihm, er sei dessen Jünger geworden. Doch wenn dieser Anschluss bloss formaler Art ist, bedeutet er nicht Jüngerschaft im wahren Sinne.
Die Beziehung zwischen Jünger und Vollkommenem Meister ist ganz und gar verschieden von den weltlichen Beziehungen, die durch Absprachen oder formelle Vereinbarungen über Rechte und Pflichten zustandekommen. Jüngerschaft ist einer der Grundzüge des Lebens fortgeschrittener Anwärter, und sie kommt nicht zustande durch irgendwelche künstliche Verfahren. Sie erwächst aus den elementaren Gesetzen des Geisteslebens selbst. Deshalb ist sie ungleich bedeutsamer als die weltlichen Beziehungen, die innerhalb des gewöhnlichen sozialen Kontexts aus zeitlich begrenzten Partnerschaften und Verträgen erwachsen. Weltliche Beziehungen dieser Art bleiben meist ausserhalb des geistigen Gefüges des
Lebens des Anwärters und haften seinem Wesen nur oberflächlich an. So ist es von geringer Tragweite, ob du ein Ding von diesem oder jenem Händler kaufst, solange du den Preis dafür bezahlst. Ebenso unwichtig ist, ob du mit diesem oder jenem Schiff reist, solange es dich ans
Ziel bringt. Zwar sind ohne Zweifel auch solche geschäftlichen Beziehungen innerlich durch sanskarische Bindungen und die Gesetze des Karma bestimmt und entbehren daher nicht einer gewissen geistigen Bedeutung, doch bleiben sie ihrem Wesen nach oberflächlich und
sind zeitlich begrenzt. Sie sind in keiner Weise vergleichbar mit dem lebenswichtigen Band der Jüngerschaft, die dem Leben des Anwärters Substanz und Richtung gibt.
Kern der Jüngerschaft ist Liebe
Die Beziehung zwischen Jünger und Vollkommenem Meister ist ein notwendiges Ergebnis der inneren Lebensumstände des Anwärters. Sie ist in erster Linie eine Beziehung zwischen Liebendem und göttlichem Geliebten. Vom geistigen Gesichtspunkt ist dies die wichtigste Beziehung, die ein Mensch überhaupt eingehen kann. Jene Liebe, die den Kern der Jüngerschaft bildet, übertrifft alle anderen Arten von Liebe, wie sie in gewöhnlichen menschlichen Beziehungen vorherrschen. Weltliche Liebe ist ein Wechselspiel zwischen zwei Formen von Gott dem Unbewußten. Jene Liebe aber, um die es in der Jüngerschaft geht, ist die Liebe von Gott dem Unbewußten für Gott den Bewußten.
Jeder ist Gott, doch den meisten ist ihr göttliches Wesen unbewußt, anderen ist es teilweise bewußt, und einigen wenigen nur ist es vollauf bewußt. Jene, die kein Bewußtsein haben von ihrem göttlichen Wesen, können keine Vorstellung haben vom Gottzustand. Ihnen
ist nur der Körperzustand bewußt. Sie können das Erbe des Gottzustandes nur erlangen durch Liebe für, Übergabe an und Führung durch den Vollkommenen Meister, der auf immer in den Gottzustand eingegangen ist.
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Baba mit seiner Schwester Mani und Mehera, seiner wichtigsten Schülerin
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Mani S. Irani
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Vorrang des Anspruchs des Meisters
Die Liebe des Jüngers für den Meister ist in Wirklichkeit die Antwort, die die größere Liebe des Meisters für den Jünger in diesem weckt.
Sie steht über allen anderen Arten von Liebe. Die Liebe zum Meister wird ganz natürlich zur zentralen Kraft im Leben des Jüngers, denn er weiß,
daß der Meister eine Verkörperung und Offenbarung Gottes des Unendlichen ist. Sein ganzes Denken, sein ganzes Streben kreist fortan um die Person des Meisters. Damit räumt er dem Meister unangefochtenen Vorrang ein vor allen anderen Ansprüchen, die er anerkennen mag.
Auf Grund eben dieses Vorranges wird der Meister zum Brennpunkt der geistigen Kräfte, die alle Finsternis vertreiben, das Herz von allen Sünden läutern und den Jünger einem Leben in Freiheit und Wahrheit zuführen.
Alle Liebe führt zum göttlichen Geliebten
Die Grundanforderung an denjenigen, der ein wahrer Jünger sein möchte, ist vorbehaltlose Liebe zum Meister. Alle anderen Flüsse der Liebe münden letztlich in diesen großen Strom der Liebe zum Meister und gehen auf in ihm. Dies veranschaulicht die Geschichte von Majnun und Layla.
Majnun liebte Layla. Er liebte sie so sehr, daß er in jedem Augenblick seines Lebens erfüllt war vom Gedanken an sie. Er konnte weder essen noch trinken oder schlafen, ohne ihrer zu gedenken, und alles, was er begehrte, war Laylas Glück. Er hätte sie mit Freuden einem anderen vermählt gesehen, wenn dies ihr Glück gewesen wäre, und er hätte für ihren Angetrauten sogar sein Leben hingegeben, wenn so ihr Schmerz erspart geblieben wäre. Seine gänzliche Selbstverleugnung und Aufrichtigkeit in dieser Liebe führte ihn letztlich zum Vollkommenen Meister.
Jede Sekunde seines Lebens hatte Majnun nicht an sich selbst gedacht, sondern an das geliebte Wesen, und dies hob seine Liebe über die Ebene des Sinnlichen oder Intellektuellen hinaus und vergeistigte sie. Die Vergeistigung seiner Liebe führte ihn zum göttlichen Geliebten.
Läuterung durche Liebe und Selbstübergabe
Der Vollkommene Meister ist der göttliche Geliebte, und wenn der Jünger seinem Meister begegnet, bleibt ihm nichts weiter zu tun, als ihn zu lieben. Wenn der Jünger seinen Meister aus der Fülle seines Herzens liebt, ist ihm das letztliche Einswerden mit ihm sicher.
Er braucht sich nicht zu sorgen ob der Unvollkommenheit seiner Liebe. Trotz seiner Schwächen soll er lieben und nicht warten, bis es ihm gelingt, sein eigenes Herz zu läutern. Der Meister ist die Quelle selbst der Lauterkeit, und deshalb ist die Hinwendung des Herzens zu ihm der Beginn der Selbstläuterung. Wenn der Jünger dem Meister von ganzem Herzen ergeben ist, öffnet er sich dem Empfang der göttlichen Liebe, die der Meister auf ihn überströmen lässt. Im Feuer der so empfangenen göttlichen Liebe werden alle seine Makel hinweggetilgt.
Soll der Jünger frei werden von jedem Makel und unverderbliche, unendliche Reinheit erlangen, muß er sein Leben ganz dem Meister weihen, ohne Vorbehalte oder Rückstellungen irgendwelcher Art. Er muß seine Schwächen ebenso darbringen wie seine Stärken, seine Laster
ebenso wie seine Tugenden. Es darf in dieser Darbringung kein "wenn" und "aber" geben. Seine Selbstübergabe muß so vollständig sein, daß nicht einmal ein Schatten irgendeines heimlichen selbstsüchtigen Wunsches mehr in ihm verbleibt.
Die Bedeutung des Glaubens
Vollständige Selbstübergabe und vorbehaltlose Liebe werden möglich, wenn der Jünger zum unerschütterlichen Glauben an den Meister kommt. Glaube an den Meister ist ein unerlässlicher Bestandteil wahrer Jüngerschaft. Für den Gottverwirklichten kann von Glauben ebensowenig mehr die Rede sein wie für einen Menschen, der weiß, daß er ein Mensch ist. Doch bis dieser Zustand der Verwirklichung erreicht ist, bleibt Glaube an den Meister das zuverlässigste Leitlicht des Jüngers und erfüllt eine ähnliche Funktion wie das Steuerrad in einem Schiff.
Es ist unrichtig, Glauben als blind zu bezeichnen, denn Glaube hat mehr mit Sehen zu tun als mit ungemildertem Nichtwissen, doch entbehrt er zwangsläufig der unmittelbaren Erfahrung. Diese wird erst möglich, wenn der Jünger selbst die Verwirklichung erlangt. Es ist kein Zufall, daß alle Religionen als "Glauben" bezeichnet werden. Glaube gehört zu den wichtigsten Dingen im Leben eines Anwärters. Er kann sich in verschiedenen Formen ausdrücken, doch vom Gesichtspunkt der inneren Wirkung sind alle diese Formen ein und dasselbe und lassen sich nicht verschieden etikettieren. Der einzige Unterschied im Glauben ist ein Unterschied der Intensität. Glaube kann stark und lebendig sein, oder schwach und lau. Ein schwacher und lauer Glaube führt den Menschen nicht weiter als bis zur Teilnahme an Ritualen und Zeremonien, doch ein starker und lebendiger Glaube trägt den Anwärter unweigerlich über die äusseren Formen der Religion hinaus und hilft ihm, durch die Schale zum Kern wahren Geisteslebens vorzudringen. Der Glaube des Anwärters erreicht seine natürliche Endbestimmung, wenn er in dessen Meister zu ruhen kommt.
Die Geschichte von Kalyan
Der Glaube des Jüngers muß allezeit fest gegründet sein in der Erfahrung der Göttlichkeit des Meisters. Sein Glaube darf nicht sein wie ein Strohhalm, den der leiseste Windhauch hinwegfegt. Er muß sein wie ein Fels, den selbst der gewaltigste Sturm nicht vom Platz zu rücken vermag. Die Geschichte von Kalyan zeigt, was ein wahrhaft felsenfester Glaube an den Meister bedeutet. Kalyan war ein Jünger von Swami Ramdas Samarth, einem Vollkommenen Meister zur Zeit Shivajis.
Der Meister liebt alle Jünger gleicherweise, doch einige mögen ihm besonders teuer sein, geradeso wie einem Menschen, der alle Teile seines Körpers liebt, die Augen teurer sein
mögen als die Finger. Swami Ramdas Samarth hatte viele Jünger, doch von allen war ihm Kalyan am teuersten. Die anderen Jünger verstanden nicht ganz, weshalb Kalyan dem Meister teurer sein sollte als die anderen. Ramdas machte es ihnen auf folgende Weise klar: Eines Tages rief er sie alle zu sich und stellte sich todkrank. Er hatte eine Mangofrucht auf sein Knie gelegt und mit einer Binde umwickelt, sodass der Eindruck einer großen Schwellung entstand. Ramdas deutete auf sein Knie und sagte zu den Jüngern, wenn nicht jemand das Gift aus seinem kranken Knie
sauge, habe er keine Chance zu überleben. Zugleich machte er klar, daß jener, der das Gift aussauge, auf der Stelle sterben werde. Dann fragte er, welcher Jünger bereit sei, ihn zum Preis seines eigenen Lebens von diesem Gift zu befreien. Alle zögerten, ausgenommen Kalyan.
Er trat sogleich hinzu und begann an der Geschwulst zu saugen. Zu seiner Überraschung fand er süssen Mangosaft statt Gift, und Ramdas pries seinen unerschütterlichen Glauben und seine selbstverleugnende Liebe. Die Bereitschaft, für das Wohlbefinden des Geliebten zu sterben, bedeutet wahre Liebe. Einen so festen Glauben, eine so unanfechtbare Liebe und bedingungslose Treue, wie sie
Kalyan besass, kann der Jünger nur durch die Gnade des Meisters selbst erlangen.
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Baba mit seinen weiblichen Mandali links und mit seinen männlichen Mandali in der Mitte und rechts
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Wer dem Meister dient, dient allen
Bedingungslose Treue zum Meister bedeutet keineswegs eine Einengung der Lebenssphäre des Jüngers. Wer dem Meister dient, dient seinem eigenen wahren Selbst in jedem anderen Selbst. Der Vollkommene Meister ist in seinem Bewußtsein universal, und sein Wirken gilt dem geistigen Wohlergehen aller. Dienst für den Meister bedeutet daher Teilnahme an seinem Werk, das darin besteht, allem Leben zu dienen.
Bei dieser Teilnahme am Werk des Meisters kann der Jünger zum Umgang mit der Welt aufgefordert sein, doch während er sich solchermaßen in der Welt bewegt, um die ihm übertragene Aufgabe zu erfüllen, bleibt er innerlich verbunden mit dem Meister als dem unendlichen Sein.
Diese Teilnahme am universalen Werk des Meisters bringt ihn dem Meister immer näher, bis er schliesslich aufgeht in seinem universalen Bewußtsein. Dienst für den Meister ist deshalb der kürzeste Weg zur Verwirklichung des Meisters in sich selbst.
Durch Dienen zum Ziel
Der Dienst, den der Jünger dem Meister darbringt, ist mithin nicht nur eine Teilnahme am Werk für die ganze Menschheit, sondern auch eines der wirksamsten Mittel zur Annäherung an das geistige Ziel. Spontaner, liebender, selbstloser und bedingungsloser Dienst für den Meister bringt dem Jünger größeren geistigen Gewinn als er je auf irgendeinem anderen Weg zu erlangen vermöchte.
Dienst für den Meister ist für den Jünger eine Freude, selbst wenn er eine Feuerprobe bedeutet für Körper oder Gemüt. Dienst unter Bedingungen, die mühsam und unbequem sind, stellt die Hingabe des Jüngers auf die Probe. Je größer die Prüfungen des Dienens, desto
willkommener sind sie dem wahren Jünger. Indem er bei seinem hingebenden Dienst für den Meister körperliche und mentale Pein willig auf sich nimmt, erfährt er die Seligkeit geistiger Erfüllung.
Die wahre Rolle des Meisters
Vorbehaltlose und absolute Treue zum Meister wird möglich durch richtiges Verstehen dessen, was der Meister ist und wofür er in Wirklichkeit steht. Wenn der Jünger den wahrenStand und die Rolle des Meisters nur unzulänglich erfasst, neigt er dazu, einen Widerspruch zu sehen zwischen dem eigenen höheren Selbst und dem Meister. Als Folge dieses vorgestellten Widerspruchs mag es in seinem Gemüt zu einem künstlichen Konflikt kommen zwischen den Forderungen des Meisters und anderen Forderungen, die ihm gerechtfertigt erscheinen.
Ein Jünger sollte indessen von vornherein einsehen, daß der Meister von ihm nur eines verlangt, nämlich die Verwirklichung seines eigenen wahren Selbst. Der Meister macht dem Jünger dessen eigenes wahres Selbst anschaubar, denn er ist nichts anderes als dieses wahre
Selbst, das dieselbe eine Wirklichkeit in allen ist. Deshalb ist das Bekenntnis zum Meister nur eine andere Form des Bekenntnisses zum eigenen wahren Selbst. Das bedeutet allerdings nicht, daß ein rein formales Bekenntnis zum wahren Selbst in irgendeiner Weise ein geeigneter Ersatz sein könnte für das Bekenntnis zum Meister. Der Jünger ist ausserstande, sein eigenes wahres Selbst klar wahrzunehmen, solange er das geistige Ziel nicht erreicht hat. Oft ist das, was ihm als seine Pflicht erscheint, in Wirklichkeit nichts anderes als die Eingebung gewisser Sanskaras, die sich in seinem Bewußtsein äussern und das wahre Selbst verhüllen. Der Meister jedoch ist eins mit dem wahren Selbst und kann
sich in der Wertung nicht irren.
Notwendigkeit fortgesetzter Selbstprüfung
Der Jünger muß deshalb seine eigenen Eingebungen stets an den vom Meister gegebenen Richtlinien oder Weisungen messen und im Falle eines Widerspruchs zwischen beiden seine eigenen Anschauungen einer gründlichen Prüfung unterziehen, um herauszufinden, wo sie der
Vollkommenheit ermangeln. Fast immer genügt eine aufrichtige Betrachtung, um die grundlegende Übereinstimmung zwischen den wirklichen Geboten des eigenen wahren Selbst und den Forderungen des Meisters zu erkennen. Sollte es dem Jünger aber in einem seltenen Fall trotz allem nicht gelingen, die beiden in Einklang zu bringen, so kann er sicher sein, daß er entweder die Gebote des eigenen wahren Selbst nicht richtig verstanden oder aber den Sinn der Forderungen des Meisters nicht richtig erfaßt hat. In solchen Fällen stellt der Meister dem Jünger frei,
seinem eigenen Gewissen zu folgen.
Zuweilen erteilt der Meister Weisungen, die eigens dazu dienen, den Jünger auf eine neue Phase seiner geistigen Entwicklung vorzubereiten. Solche Weisungen sind es, die den Jünger fürs erste mit einem scheinbaren Widerspruch zwischen seinen eigenen Neigungen und den
Forderungen des Meisters konfrontieren können. Doch im allgemeinen gibt der Meister keine Weisungen, für die der Jünger nicht schon
innerlich reif ist.
Die Bedeutung wahrer Jüngerschaft
Der Meister ist völlig frei von irgendwelchen persönlichen Motiven. Worum es ihm geht, ist stets einzig und allein die Beseitigung des Schleiers zwischen dem Bewußtsein des Jüngers und dessen wahrem Selbst. Es kann daher niemals einen wirklichen Konflikt geben zwischen dem Bekenntnis zum Meister und dem Bekenntnis zum eigenen wahren Selbst. Und wahrlich, am Ende seiner Suche entdeckt der Jünger, daß der Meister nichts anderes ist als sein eigenes wahres Selbst in einer anderen Form.
Der Meister, in seiner gänzlichen Freiheit vom begrenzten Ich und seiner durch nichts behinderten Göttlichkeit, west in der Fülle des Seins, und deshalb gibt es für ihn nichts zu begehren. Alles, was er in seiner Beziehung zum Jünger verlangt, ist, daß sich der Jünger im Licht der höchsten Wahrheit neu aufbaue. Jünger werden heißt den Pfad unter die Füsse nehmen, der zum geistigen Ziel führt.
Dies ist die Bedeutung wahrer Jüngerschaft.
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Liebe durchdringt den Kosmos
Leben und Liebe sind nicht zu trennen. Wo Leben ist, da ist auch Liebe. Selbst das rudimentärste Bewußtsein versucht ohne Unterlass, aus seinen Begrenzungen auszubrechen und auf irgendeine Weise Einssein mit anderen Formen zu erfahren. Obwohl jede Form von anderen Formen getrennt ist, sind sie in Wirklichkeit alle Formen desselben einen Lebens. Das latente Wissen um diese verborgene innere Wirklichkeit drückt sich in der Welt der Illusion indirekt aus durch die wechselseitige Anziehung der Dinge.
Liebe in der anorganischen Natur
Das Gesetz der Gravitation, dem alle Planeten und Sterne unterworfen sind, ist auf seine eigene Art ein schwacher Widerschein jener Liebe, die den gesamten Kosmos durchdringt. Selbst die Kräfte der Abstossung sind in Wahrheit ein Ausdruck von Liebe, denn die Dinge
stossen einander ab, weil sie mit größerer Macht zu irgendwelchen anderen Dingen hingezogen werden. Abstossung ist eine negative Folge positiver Anziehung. Die Kräfte der Kohäsion und Affinität, die im Aufbau der Materie überwiegen, sind positive Äusserungen von Liebe.
Ein eindrückliches Beispiel von Liebe auf dieser Stufe ist die Anziehung, die ein Magnet auf Eisen ausübt. Alle diese Formen von Liebe sind von der am wenigsten entwickelten Art, da sie zwangsläufig ebenso begrenzt sind wie das rudimentäre Bewußtsein, in dem sie erscheinen.
Liebe in der Tierwelt
In der Welt der Tiere äussert sich Liebe bereits deutlicher in Form bewusster Impulse, die auf bestimmte Objekte der Umwelt gerichtet sind.
Diese Liebe ist triebhaft und drückt sich aus durch Einverleibung geeigneter Objekte zur Befriedigung verschiedener Verlangen.
Wenn ein Tiger eine Gazelle jagt, um sie zu verschlingen, ist er in einem sehr realen Sinne verliebt in sie. Geschlechtliche Anziehung ist eine weitere Form der Liebe auf dieser Stufe. Alle Äusserungen von Liebe in diesem Stadium haben eines gemeinsam – alle suchen durch den Gegenstand der Liebe einen körperlichen Impuls, das heißt ein Verlangen zu befriedigen.
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Mani S. Irani
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Menschliche Liebe
Menschliche Liebe steht weit höher als alle diese primitiven Formen der Liebe, weil dem Menschen das vollentwickelte Bewußtsein eigen ist. Obwohl menschliche Liebe eine ungebrochene Weiterentwicklung der niederen, vormenschlichen Formen von Liebe ist, unterscheidet sie sich von diesen insofern, als ihr Audruck von einem neuen Faktor begleitet ist – der Vernunft.
Zuweilen äussert sich menschliche Liebe als eine Kraft, die von der Vernunft geschieden ist und parallel dazu wirkt. Zuweilen äussert sie sich als eine Kraft, die mit der Vernunft durcheinandergerät, sodass es zum Konflikt zwischen beiden kommt. Schliesslich äussert sie sich als Element eines harmonischen Ganzen, in dem Liebe und Vernunft aller Widersprüche ledig geworden und zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen sind.
Dreierlei Beziehungen zwischen Liebe und Vernunft
Menschliche Liebe kann mithin dreierlei Beziehungen zur Vernunft haben. Bei der ersten bleiben der Bereich des Denkens und der Bereich der Liebe möglichst getrennt,das heißt die Sphäre der Liebe verschliesst sich der Einwirkung der Vernunft, während das Denken seinerseits der Liebe nur wenig oder keinen Zutritt zu seinem Bereich erlaubt. Eine vollständige Trennung zwischen diesen beiden Aspekten des Geistes ist zwar niemals möglich, doch überwiegt hier jeweils der eine auf Kosten des anderen, sodass man entweder Liebe hat, die unerhellt ist von Vernunft, oder Vernunft, die unbeseelt ist von Liebe. In der zweiten Beziehungsart wirken Liebe und Vernunft gleichzeitig, doch nicht in Einklang miteinander.
Der Konflikt zwischen ihnen erzeugt Verwirrung, ist aber eine notwendige Etappe auf dem Weg zu jenem höheren Zustand, wo Liebe und Vernunft zu einer echten Synthese finden. In der dritten Beziehungsart ist diese Synthese erreicht. Sowohl die Liebe als auch die Vernunft erfahren hier eine so grundlegende Wandlung, daß sie das Bewußtsein auf eine neue Ebene heben, die im Vergleich zum normalen menschlichen Bewußtsein am besten als Überbewußtsein umschrieben wird.
Qualitative Vielfalt der Liebe
Menschliche Liebe tritt im Mutterschoss des Ichbewußtseins in Erscheinung, das zahllosen Begehren unterworfen ist. Diese Begehren färben die Liebe auf mancherlei Art. Geradeso wie in einem Kaleidoskop durch ständig neue Kombinationen seiner Elemente unablässig neue Muster entstehen, bringen die ständig wechselnden Konstellationen von Begehren in der Liebe eine fast unendliche Vielfalt qualitativer Nuancen hervor. So wie sich Blumen durch unendlich zarte Schattierungen ihrer Farben unterscheiden, zeigt auch die menschliche Liebe viele feinabgestufte Unterschiede.
Niedere Formen menschlicher Liebe
Menschliche Liebe ist begrenzt durch eine Reihe hemmender Faktoren wie Betörung, Sinneslust, Habsucht, Zorn und Eifersucht.
In gewißer Hinsicht sind selbst diese hemmenden Faktoren entweder niedere Formen von Liebe oder unvermeidliche Nebenwirkungen solcher
niederer Formen von Liebe. Betörung, Sinneslust und Habsucht können als verzerrte, niedere Formen der Liebe angesehen werden. Betörung ist das Vernarrtsein in einen Sinnesgegenstand. Lüsternheit ist das Verlangen nach Sinnesempfindungen in bezug auf diesen Gegenstand, und Habsucht ist das Begehren nach Besitz desselben. Unter diesen drei niederen Formen von Liebe sticht Habsucht dadurch hervor, daß sie dazu neigt, sich von ihrem eigentlichen Gegenstand auf die Mittel zu seiner Erlangung zu verlagern. So werden gewiße Menschen süchtig nach Geld,
Macht oder Ruhm, die als Werkzeuge dienen können zur Erlangung der Dinge, die sie begehren.
Zorn und Eifersucht entstehen, wenn diese niederen Formen von Liebe auf Widerstand stossen und an ihrer Erfüllung gehindert werden.
Niedere Formen der Liebe Feind der höheren
Die niederen Formen von Liebe behindern das Aufbrechen reiner Liebe. Der Strom der Liebe kann niemals lauter und kraftvoll fliessen,
solange er nicht befreit ist von den einschränkenden und verzerrenden Formen niederer Liebe.
Die niederen Formen der Liebe sind den höheren feind. Solange das Bewußtsein im Rhythmus des Niederen gefangen bleibt, kann es seinen selbstgeschaffenen Geleisen nicht entraten, weil ihm der vom Höheren kommende Mut fehlt, die Mühen des Austretens und Weiterschreitens auf sich zu nehmen. So fahren die niederen Formen der Liebe fort, die Entfaltung der höheren zu stören. Sie müssen indessen aufgegeben werden, wenn die Liebe in ihrer höheren Form zur Blüte gelangen soll.
Liebe und Betörung
Die Geburt der höheren Liebe aus der Schale der niederen wird erleichtert durch ständiges Unterscheiden. Liebe muss sorgfältig unterschieden werden von den hemmenden Faktoren Betörung, Sinneslust, Habsucht und Zorn.
Betörung macht das Individuum zum passiven Opfer des vorgestellten Banns durch ein Objekt.
Liebe aber beinhaltet aktive Wahrnehmung des Eigenwerts ihres Gegenstands.
Liebe und Sinneslust
Liebe ist auch verschieden von Sinneslust. In der Sinneslust besteht Abhängigkeit von einem Sinnesobjekt, was zur Unterordnung des Geistes unter die Form führt. Liebe aber schafft eine unmittelbare und bedeutungsvolle Beziehung zur Wirklichkeit jenseits der Form.
Aus diesem Grund wird Sinneslust als niederdrückend empfunden, Liebe hingegen als beflügelnd. Sinneslust bewirkt eine Einengung des Lebensgefühls, Liebe aber bewirkt dessen Weitung.
Wenn du jemanden liebst, nimmst du gleichsam sein Leben in dein eigenes auf. Dein Leben wird gewissermassen verdoppelt, sodass du fortan in zweien lebst. Liebtest du die ganze Welt, würdest du in allen leben. In der Sinneslust jedoch zieht sich das Leben zurück und hinterläßt ein Gefühl hoffnungsloser Abhängigkeit von einer Form, die als ein Anderer empfunden wird. Deshalb bringt Sinneslust eine Vertiefung des Gefühls von Trennung und Leiden. Liebe aber bringt ein Gefühl des Einsseins und der Freude.
Lust ist Zerstreuung, Liebe ist Erneuerung. Lust ist ein Verlangen der Sinne, Liebe ist der Ausdruck des Geistes. Sinneslust sucht Erfüllung, Liebe erfährt Erfüllung. In der Sinneslust ist Erregung, in der Liebe aber ist heitere Ruhe.
Liebe und Habsucht
Ebenso verschieden ist Liebe auch von Habsucht. Habsucht bedeutet das Besitzenwollen in allen seinen rohen und subtilen Formen.
Sie sucht sich nicht nur Dinge und Personen anzueignen, sondern auch abstrakte, ungreifbare Besitztümer wie Ruhm und Macht.
In der Liebe ist die Fesselung des anderen an das eigene individuelle Dasein undenkbar.
Hier strömt eine befreiende, schöpferische Kraft, die den Geliebten belebt und beflügelt, ohne für sich selbst irgendetwas zurückzuerwarten.
So ergibt sich das Paradox, daß Habsucht, die nach Aneignung eines Objektes strebt, tatsächlich zum gegenteiligen Ergebnis der Beherrschung durch das Objekt führt, während Liebe, die sich ihrem Gegenstand verschenken will, tatsächlich zum geistigen Eingehen des
Geliebten in das Wesen des Liebenden führt. In der Habsucht versucht das begrenzte Ich, einen Gegenstand zu besitzen, wird aber
selbst von ihm besessen. In der Liebe schenkt sich das Selbst ohne Vorbehalt dem Geliebten und entdeckt dabei, daß es den Geliebten in sein eigenes Sein aufgenommen hat.
Reine Liebe ein Gnadengeschenk
Betörung, Sinneslust und Habsucht sind eine geistige Krankheit, die oft noch durch die zusätzlichen Symptome Zorn und Eifersucht verschlimmert wird. Reine Liebe dagegen ist die Blüte geistiger Vollendung.
Menschliche Liebe ist so sehr umfangen von diesen begrenzenden Faktoren, daß die selbstständige Geburt reiner Liebe von innen heraus unmöglich wird. Deshalb ist reine Liebe, wenn sie im geistigen Anwärter auftritt, stets ein Geschenk. Reine Liebe erwacht im Herzen des Anwärters als Antwort auf die Herabkunft der Gnade des Vollkommenen Meisters.
Wenn reine Liebe als Geschenk des Meisters zum ersten Mal empfangen wird, senkt sie sich in das Bewußtsein des Anwärters wie ein Same in fruchtbaren Boden. Im Laufe der Zeit entwickelt sich der Same zum Pflänzlein und schließlich zum ausgewachsenen Baum.
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"Ich bin der Göttliche Geliebte, der dich mehr liebt
als du dich jemals selbst lieben kannst."
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Mani S. Irani
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Gnade erfordert geistige Bereitschaft
Die Niederkunft der Gnade des Vollkommenen Meisters kann indessen erst erfolgen, wenn der Anwärter geistig bereit ist dafür. Die Vorbereitung zum Empfang dieses Geschenks ist niemals vollständig, solange der Anwärter nicht gewiße göttliche Eigenschaften entfaltet hat.
Wenn er üble Nachrede meidet und mehr auf die guten Seiten der anderen achtet als auf ihre schlechten, wenn er höchste Nachsicht zu üben vermag und auf das Wohl anderer bedacht ist, selbst zum Preis seines eigenen, dann ist er reif für die Gnade des Meisters.
Eines der größten Hindernisse bei der geistigen Vorbereitung des Anwärters ist Besorgnis.
Erst wenn unter höchster Anstrengung dieses Hindernis des Sichsorgens überwunden ist, öffnet sich ein Weg zur Entfaltung jener göttlichen Eigenschaften, die zur geistigen Reife notwendig sind. Sobald der Jünger reif ist, kommt die Gnade nieder auf ihn, denn der Vollkommene
Meister, der das Meer der göttlichen Liebe ist, hält immerzu Ausschau nach der Seele, in der seine Gnade Frucht bringen wird.
Reine Liebe ist eine seltene Gabe
Die Art von Liebe, die durch die Gnade des Meisters erweckt wird, ist eine seltene Gabe.
Die Mutter, die für ihr Kind alles zu opfern und zu sterben gewillt ist, und der Märtyrer, der bereit ist, sein Leben hinzugeben für sein Land, sind in der Tat edel, doch haben sie nicht notwendigerweise von jener reinen Liebe gekostet, die durch die Gnade des Meisters geboren wird.
Selbst den großen Yogis, die in tiefem samadhi (meditativer Trance) verharren, ist jene kostbare Liebe nicht immer gegeben.
Reine Liebe der beste aller Wege
Durch die Gnade des Vollkommenen Meisters erweckte Liebe ist von höherem Wert als jeder andere Ansporn, der dem geistigen Anwärter zugänglich sein mag. Solche Liebe vereinigt in sich die Vorzüge aller anderen Wege, mehr noch – sie übertrifft sie alle in ihrer Fähigkeit,
den Anwärter zum Ziel zu führen.
Wenn diese Liebe geboren wird, kennt der Anwärter nur noch ein Verlangen, jenes nach Einswerden mit dem göttlichen Geliebten. Ein derartiger Rückzug des Bewußtseins aus allen anderen Verlangen führt zu unendlicher Reinheit. Deshalb vermag nichts den Anwärter vollkommener zu läutern als diese Liebe.
Der Liebende ist jederzeit bereit, dem göttlichen Geliebten alles zu übergeben. Kein Opfer ist ihm zu groß. All sein Denken wendet sich ab vom eigenen Ich und ganz und ausschliesslich dem göttlichen Geliebten zu. In der Intensität dieser ständig wachsenden Liebe durchbricht er am Ende die letzten Fesseln des begrenzten Ich und wird eins mit dem Geliebten. Dies ist die Vollendung der Liebe. Wenn Liebe solchermassen ihre Frucht hervorgebracht hat, wird sie göttlich.
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Göttliche Liebe ist frei von Begrenzung
Göttliche Liebe ist von ganz anderer Qualität als menschliche Liebe. Menschliche Liebe gilt den Vielen im Einen. Göttliche Liebe gilt dem Einen in den Vielen. Menschliche Liebe führt zu zahllosen Komplikationen und Verstrickungen. Göttliche Liebe aber führt zu Einheit und Freiheit.
In der göttlichen Liebe sind der persönliche und der unpersönliche Aspekt zum Ausgleich gekommen, doch in der menschlichen Liebe überwiegt entweder der eine oder der andere. Hat der persönliche Aspekt die Oberhand, kann menschliche Liebe zu äusserster Blindheit für den Wert anderer Formen führen. Wenn sie vorwiegend unpersönlich ist, wie etwa im Pflichtgefühl, macht sie den Menschen oft kalt, steif und mechanisch. Pflichtgefühl auferlegt dem Individuum einen äusseren Zwang zur Massregelung des eigenen Verhaltens, doch göttliche Liebe äussert sich mit uneingeschränkter Freiheit und Spontanität.
Menschliche Liebe in ihrem persönlichen wie in ihrem unpersönlichen Aspekt ist begrenzt, göttliche Liebe aber, in welcher der persönliche und der unpersönliche Aspekt zusammenfallen, ist unendlich in ihrem Wesen und ihrem Ausdruck.
Göttliche Liebe IST Gott
Selbst in ihrer höchsten Form ist menschliche Liebe den Begrenzungen des individuellen Gemüts unterworfen, das bis zur Verwirklichung erhalten bleibt. Göttliche Liebe erwacht nach dem Verschwinden des individuellen Gemüts und ist frei von allen Fesseln der begrenzten Individualität.
In der menschlichen Liebe bleibt die Zweiheit von Liebendem und Geliebtem bestehen. In der göttlichen Liebe jedoch werden der Liebende und der göttliche Geliebte eins. Der Liebende ist hinausgetreten aus dem Bereich der Zweiheit und eingegangen in Gott,
denn göttliche Liebe ist Gott. Wenn der Liebende und der Geliebte eins sind – das ist das Ende und der Anfang.
Liebe ist der Urgrund der Schöpfung
Um der Liebe willen ist das gesamte Universum zum Dasein gekommen, und um der Liebe willen bleibt es erhalten. Gott steigt hernieder in den Bereich der Illusion, weil die scheinbare Zweiheit von Geliebtem und Liebendem letztlich dazu beiträgt, daß Er sich Seiner eigenen Göttlichkeit bewußt erfreuen kann. Die Entfaltung der Liebe bedarf der Spannung der Zweiheit und wird getragen von ihr.
Gott muss die scheinbare Differenzierung in eine Vielheit von Seelen erleiden, um das Spiel der Liebe voranzutragen. Diese Vielen sind Seine eigenen Formen, denen gegenüber Er zugleich die Rolle des göttlichen Liebenden und jene des göttlichen Geliebten spielt.
Als der göttliche Geliebte ist Er der wirkliche und letzte Gegenstand ihres Sehnens. Als der göttliche Liebende ist Er ihr wirklicher und letzter Erlöser, der sie zurückzieht in sich selbst. Obwohl mithin die gesamte Welt der Zweiheit nichts ist als Illusion, ist diese Illusion zu einem
sinnvollen Zweck ins Dasein getreten.
Die Kraft der Liebe
Liebe ist der Widerglanz der Einheit Gottes in der Welt der Zweiheit. In ihr gründet der ganze Sinn der Schöpfung. Schlöße man die Liebe vom Leben aus, würde jede Seele der anderen völlig fremd, und in einer solchen lieblosen Welt wären nur oberflächliche und mechanische Beziehungen und Kontakte möglich. Die Liebe allein vermag den Kontakten und Beziehungen zwischen individuellen Seelen
Bedeutung zu geben. Die Liebe ist es, die allem Geschehen in der Welt der Zweiheit Sinn und Wert verleiht. Doch während die Liebe der Welt der Zweiheit Sinn verleiht, stellt sie dieselbe zugleich auch immerdar in Frage. So wie die Liebe an Kraft gewinnt, erzeugt sie eine schöpferische Unrast und wird damit zum wichtigsten Element jener geistigen Dynamik, die das Bewusstsein letztlich zurückführt zur ursprünglichen Einheit des Seins.